Unterlagen des Kreisarchivs Celle geben Auskunft
Die Ortsfeuerwehr Adelheidsdorf wurde am 24. Januar 1939 gegründet. Der Grundstein dazu wurde etwa ein Jahr vorher gelegt, als der Gemeinderat am 2. April 1938 die Gründung der Wehr beschloss. Ein wenig Druck übte wenig später der seit 1934 amtierende Kreisfeuerwehrführer Ernst Buchholz aus Garßen aus, der Bürgermeister Heinrich Krüger am 17. Juli 1938 schriftlich zur Durchführung einer Versammlung anlässlich der Gründung einer freiwilligen Feuerwehr aufforderte.
Von Matthias Blazek
Weshalb Krüger zögerte, ist nicht bekannt. Derselbe füllte am 17. August 1938 ein Formular der Landschaftlichen Brandkasse Hannover über die örtlichen Feuerlöscheinrichtungen aus. Die Pflichtfeuerwehr hatte zu der Zeit eine Kopfstärke von 68 Mann und unterteilte sich in zwei Halbzüge. Feuerlöschverbandsführer war Karl Beckmann in Nienhagen. Im Schlussbericht hierzu schlug Kreisfeuerwehrführer Buchholz am 3. November 1938 noch einmal die Bildung einer freiwilligen Feuerwehr und außerdem den Bau eines Gerätehauses sowie die Anschaffung einer Kraftspritze vor.
Spätestens jetzt stand der Gründung der Freiwilligen Feuerwehr in Adelheidsdorf nichts mehr im Wege. In diese Planungsphase fällt der Erlass des Reichsgesetzes über das Feuerlöschwesen („Reichsfeuerlöschgesetz“) vom 23. November 1938, das auf den Tag genau einen Monat später in Kraft trat. Es hatte einschneidende Bedeutung für das freiwillige Feuerwehrwesen. In nur acht Paragraphen wurde alles Vorhandene abgeändert oder ausgelöscht. Das Ziel der Machthaber macht die Präambel des Gesetzes deutlich: „Die wachsende Bedeutung des Feuerlöschwesens vor allem für den Luftschutz erfordert, daß schon seine friedensmäßige Organisation hierauf abgestellt wird. Hierzu ist nötig die Schaffung einer straff organisierten, vom Führerprinzip geleiteten, reichseinheitlich gestalteten, von geschulten Kräften geführten Polizeitruppe (Hilfspolizeitruppe) unter staatlicher Aufsicht.“
Am 20. Januar 1939 richtete sich Kreisfeuerwehrführer Buchholz an Bürgermeister Krüger in Adelheidsdorf und Oberbrandmeister Beckmann in Nienhagen. Es ging um die Gründung der Freiwilligen Feuerwehr Adelheidsdorf. Oberbrandmeister Beckmann bat er um seine Teilnahme, dem Bürgermeister in Adelheidsdorf schrieb er: „Zur Besprechung Ihrer Feuerlöschangelegenheiten und Gründung einer Freiw. Feuerwehr komme ich am Dienstag, den 24.ds.Mts. um 20 Uhr nach dort. Ich bitte Sie, die in Frage kommenden Männer, am liebsten aber die ganze Gemeinde, dazu zu laden.“ Die Gründung der Freiwilligen Feuerwehr Adelheidsdorf erfolgte in der Tat am 24. Januar 1939 im Beisein von Kreisfeuerwehrführer Buchholz und Bürgermeister Krüger, wie in der Celleschen Zeitung vom 11. Februar 1954 belegt wurde. 21 Männer traten sofort in die gegründete Wehr ein:
Wilhelm Drube
Harry Kohrs
Heinrich Krüger
Karl Buchholz
Albert Brandt
Gustav Fischer
Otto Heins
Heinrich Deppe
Gottlieb Soeder
Hermann Brenneke
Wilhelm Reimer
Gustav Holle
Albert Fischer
Kurt Denecke
Rudolf Evers
Theodor Rockahr
Albert Buchholz
Walter Waßmann
Karl Franke
Georg Rahlfs
Ernst Hamborg
Durch das Reichsfeuerlöschgesetz wurde die Freiwillige Feuerwehr Adelheidsdorf gar nicht erst ein Verein, sondern gleich eine nach Löscheinheiten gegliederte Hilfspolizeitruppe.
1939 sah der einheitliche Dienstplan für die Feuerwehren im Landkreis Celle neben den Feuerwehrübungen unter anderem vor: Appelle in Uniform und Ausrüstungsstücken, Fußdienst, Verteidigungsübungen nach Grundsätzen des Luftschutzes, Alarmübungen in der Dunkelheit, Planspiele über Alarmierung, Gasschutz.
Wilhelm Drube, kommissarischer Führer der Wehr, schrieb Kreisfeuerwehrführer Buchholz am 17. Februar 1939: „Da ich neulich Ihnen schon mitteilte wegen der neuen Fußdienst- und Angriffsvorschrift, möchte ich doch noch mal erinnern um baldige Zusendung derselben, da es mir doch dran gelegen ist wegen dem Fußdienst, und zugleich möchte ich bitten um einen Dienstplan der Freiwilligen Feuerwehr.“
Der Dienst wurde nicht mehr lange in Zivil ausgeführt, weil der neue Kreisfeuerwehrführer Heinrich Helms aus Winsen a. d. Aller noch im gleichen Jahr Stoff für Röcke liefern ließ, die von der Uniformfabrik Liga Hannover hergestellt worden waren. Jetzt fehlten der Wehr noch Geräte zur technischen Ausrüstung; bisher waren nur zirka 100 Meter Schlauchmaterial vorhanden. Wegen der Zahlungspflicht an den Feuerlöschverband Nienhagen war ja auch kaum Geld in der Gemeindekasse.
Nach einem ergangenen Funkspruch des Reichsführers SS und Chefs der Deutschen Polizei ordnete der Kreisfeuerwehrführer am 31. Mai 1939 den Führern der Feuerwehren im Landkreis Celle an, dass alle Feuerwehren des Landkreises sich an waldbrandgefährdeten Sonn- und Feiertagen von 8 bis 21 Uhr mit einem Drittel ihrer Stärke in erhöhter Alarmbereitschaft zu halten hatten.
Am 1. September 1939 wurde der Sicherheits- und Hilfsdienst aufgerufen: Der für Deutschland und die Welt unglückselige Zweite Weltkrieg war ausgebrochen. Im Rahmen des „Zivilen Luftschutzes“ mussten die Fenster und Häuser abends verdunkelt sein. Englische Flugzeuge flogen schon bald Angriffe auf Hannover und Braunschweig. Der Zweite Weltkrieg war für alle Feuerwehren in ganz Deutschland eine harte Zeit. Viele junge Kameraden wurden eingezogen, mit fortschreitendem Krieg auch mehr und mehr Männer mittleren Alters. In diesen Jahren halfen erstmals Frauen in den Feuerwehren.
Die Auswirkung des Zweiten Weltkriegs auf die Freiwillige Feuerwehr Adelheidsdorf lässt sich unter anderem in der Meldung des kommissarischen Führers der Wehr, Wilhelm Drube, an den Kreisfeuerwehrführer in Winsen vom 22. März 1940 nachvollziehen: „Die Stärke der Freiwilligen Feuerwehr beträgt 12 Mann, die übrigen sind zum Heeresdienst einberufen.“
Die Freiwillige Feuerwehr Adelheidsdorf hatte zwei Kameraden zu beklagen, die an der Front gefallen waren: Gustav Holle und Wilhelm Reimer. Auch Kreisfeuerwehrführer Buchholz, der als Hauptmann des Beurlaubtenstandes eingezogen worden war, blieb auf dem Felde der Ehre.
Bilder oben:
Recht kurzfristig: Am 20. Januar 1939 wurden der Bürgermeister von Adelheidsdorfer und der Oberbrandmeister in Nienhagen zur vier Tage später stattfindenden Gründungsversammlung eingeladen. Damals war so etwas möglich. Quelle: Kreisarchiv Celle N 275 Nr. 20
Bild Mitte:
Am 5. November 1949 feierte der Männergesangverein Adelheidsdorf sein 50-jähriges Bestehen. Für die an dem Tag geweihte neue Fahne spendete die Feuerwehr ein Fahnenband, das noch heute in einer Vitrine im Raum 3 des Dorfgemeinschaftshauses in Großmoor zu bewundern ist. Foto: Blazek
Bild unten:
Ein im Feuerwehrhaus befindliches Tischbanner wurde der Freiwilligen Feuerwehr Adelheidsdorf „gestiftet von den Damen zum 15jährigen Bestehen am 24.1.1954“. Foto: Blazek