1943 bis 1944 persönlicher Adjutant von Adolf Hitler
Fritz Darges (* Dülseberg, Altmark 8. Februar 1913, † Celle 25. Oktober 2009) war zeitweise persönlicher Adjutant von Adolf Hitler.
Von Matthias Blazek
Friedrich „Fritz“ Darges absolvierte eine kaufmännische Ausbildung und trat 1933 in die SS ein. 1934 wurde er zum SS-Standartenjunker und 1935 zum SS-Untersturmführer 2. Standarte SS-VT befördert. [1] Darges nahm 1934/35 am 1. Lehrgang der SS-Junkerschule in Bad Tölz teil. Anschließend versah er bis 1939 Dienst im Regiment „Germania“, bis 1940 beim Regiment „Deutschland“ und war danach Kompaniechef im Regiment „Der Führer“. [2] Darges war NSDAP-Mitglied Nr. 4166936 und SS-Mitglied Nr. 72222. [3]
1936 zur Dienstleistung bei Reichsleiter Martin Bormann kommandiert, wurde Darges am 6. August 1937 Adjutant von Bormann im Stabe Heß. Diese Position behielt er bis 1939 inne und wurde 1937 zum Obersturmführer befördert. [4]
1940 bis 1942 war Fritz Darges Ordonnanzoffizier bei Hitler, anschließend leistete er Truppendienst. [5] Darges war bis 1944, unterbrochen von Lehrgängen und Kriegseinsatz, im Führerhauptquartier. [6]
Fritz Darges wurde bei der Division Wiking am Terek eingesetzt und dort am 28. September 1942 schwer verwundet. [7]
Von März 1943 bis zum 18. Juli 1944 war er persönlicher Adjutant bei Adolf Hitler, unter anderem zuständig als Begleiter für die Sicherheit von Eva Braun und zur Absicherung des Führers und dessen Umgebung.
Am 30. Januar 1944 wurde Fritz Darges zum SS-Obersturmbannführer befördert. [8] Am 16. Mai 1944 heiratete er die Witwe Renate Freifrau von Hadeln, geb. Freiin von Thermann. [9]
1944 soll Darges an die Ostfront strafversetzt worden sein. Guido Knopp schreibt in „Hitler: eine Bilanz“ (1995): „Als Hitler-Adjutant Fritz Darges … versagte, auf Befehl des »Führers« eine Stubenfliege zu fangen, wurde er unverzüglich an die Front versetzt.“ Dort wurde ihm in seiner Funktion als Regimentsführer in der 5. SS-Panzer-Division „Wiking“ bei der Verteidigung von Budapest am 5. April 1945 das Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes verliehen. [10]
Am 8. Mai 1945 wurde er von der US-Armee interniert und 1948 aus der Haft entlassen. [11]
Nach dem Zweiten Weltkrieg lebte er in Celle, Niedersachsen, und arbeitete zunächst in einem Autohaus der Heidestadt in der Reparaturannahme und dann als Geschäftsführer des Deutschen Roten Kreuzes von Celle. Zudem organisierte er 1993 ein Treffen von Ritterkreuzträgern aus dem Zweiten Weltkrieg in Celle mit. [12]
1952 heiratete er Dr. Helene Darges-Sonnemann. Fritz Darges war später als Schatzmeister Vorstandsmitglied des 1959 gegründeten „Hilfswerks Ritterkreuz e.V.“. Er starb am 25. Oktober 2009 in Celle.
Helene Darges-Sonnemann:
1936 schrieb Helene Sonnemann, damals Hamburg-Eppendorf, ihre Inaugural-Dissertation mit dem Thema „Über die Häufigkeit und Behandlung von Beckenendlagen: an Hand der Geburtsbescheinigung des Staates Hamburg für 1932-1934“, später, als Assistenzärztin, schrieb sie: „Über die Brauchbarkeit der Tryptophanreaktion im Liquor zur Differentialdiagnose der tuberkulösen Meningitis“ (siehe Klinische Wochenschrift, 17. Jahrgang, Ausgabe 51/Dezember 1938). 1940 wurde ihr Bericht über vier Fälle von Pemphigus acutus febrillis (Erkrankung der Haut) bei Säuglingen in der Monatsschrift für Kinderheilkunde veröffentlicht.
Helene Darges-Sonnemann war nach dem Krieg Leitende Ärztin in der Abteilung Kinderhospital des Allgemeinen Krankenhauses Celle (Chefarzt: Friedrich Schmöe), berichtet die Zeitschrift für Kinderheilkunde, Ausgabe 78/1956, auf Seite 497. In der Festschrift (1846-1996) „150 Jahre Allgemeines Krankenhaus Celle“ wird unter der Jahreszahl 1943 berichtet, dass Dr. med. Helene Darges-Sonnemann auf der Flucht vor Krieg und Bomben mit etwa 300 kranken Kindern, 70 Schwestern und sechs Ärztinnen aus Hamburg gekommen sei und vorläufige Aufnahme in der Hehlentorschule gefunden habe, die damit zeitweilig Hilfskrankenhaus geworden sei.
Unter ihrem Mädchennamen Helene Sonnemann soll die Ärztin an der Tötung von mindestens 56 Kindern im Hamburger Kinderkrankenhaus Rothenburgsort beteiligt gewesen sein. Für die Tötungen verantwortlich war der Chefarzt (seit 1934), Dr. Wilhelm Bayer, der 1943 zum SA-Hauptsturmführer befördert wurde. Nach eigenem Eingeständnis haben folgende Ärztinnen auf Anordnung von Bayer, aber ohne wirklichen Zwang, „Sterbehilfe gewährt“: Freiin Ortrud von Lamenzan, Ursula Bensel, Emma Lüthje, Ursula Petersen, Ingeborg Wetzel, Gisela Schwabe, Helene Sonnemann, Lotte Albers, Maria Lange de la Camp und Ilse Breitfort. [13] Helene Sonnemann schilderte, die Ärztinnen hätten zunächst versucht, ohne Hilfe der Schwestern die tödlichen Injektionen zu setzen, aber: „Es ist technisch unmöglich, bei einem Kind eine Injektion über 5 ccm zu machen, ohne daß das Kind gehalten wird.“ [14]
Angeschuldigt waren wegen ihrer Beteiligung an der so genannten „T4-Aktion“, die als Sondermaßnahme geplant und durchgeführt worden war und auf die Tötung von psychiatrischen Patienten abzielte, aus dem Kinderkrankenhaus Rothenburgsort:
Dr. Wilhelm Bayer, Leiter des Krankenhauses
Professor Dr. Werner Catel
Dr. Freiin Ortrud von Lamenzan
Dr. Ursula Bensel
Dr. Emma Lüthje
Dr. Ursula Petersen
Dr. Ingeborg Wetzel
Dr. Gisela Schwabe
Dr. Helene Sonnemann
Dr. Lotte Albers
Dr. Dr. Maria Lange de la Camp
Dr. Ilse Breitfort
Dr. Kurt Struve
Dr. Hans Schmidt
Prof. Dr. Hermann Sieveking
Dr. Hans Grieve, Obermedizinalrat
Dr. Ernst Wentzler
Dr. Walter Stuhlmann, Obermedizinalrat
Die Strafkammer 1 des Hamburger Landgerichts beschloss im April 1949, die Hauptverhandlung nicht zu eröffnen. Alle Angeklagten wurden außer Verfolgung gesetzt, weil ihnen nach Feststellungen des Gerichts beim Töten das Bewusstsein der Rechtswidrigkeit gefehlt hatte. [15] Die Approbation wurde den Ärzten nicht entzogen, ein Wiederaufnahmeverfahren wurde im Sommer 1960 vom Hamburger Landgericht abgelehnt.
Anmerkungen
[1] Heiber, Helmut (Hrsg.), Hitlers Lagebesprechungen – die Protokollfragmente seiner militärischen Konferenzen 1942-1945, Stuttgart 1962, S. 36.
[2] Krätschmer, Ernst-Günther, Die Ritterkreuzträger der Waffen-SS, Göttingen 1955, S. 851.
[3] Gremliza, Hermann; Wallraff, Günter (Hrsg.), Bertolt Brecht, Der anachronistische Zug oder Freiheit und Democracy, München 1979, S. 88.
[4] Schroeder, Christa, Er war mein Chef – Aus dem Nachlass der Sekretärin von Adolf Hitler, München 1985, S. 361.
[5] Junge, Traudl, Bis zur letzten Stunde – Hitlers Sekretärin erzählt ihr Leben, München 2002, S. 220. Junge spricht von „Fritzchen“, in den Gretl Braun verliebt gewesen sei.
[6] Andreas Babel: Hitler-Adjutant Fritz Darges in Celle beigesetzt. In: cellesche-zeitung.de vom 28. Nov. 2009.
[7] Lebenslauf Darges, ca. 1944, Bundesarchiv – Berlin Document Center (BDC), SSO-Akte [= personenbezogene Unterlagen zu SS-Führern] Fritz Darges.
[8] Heiber, a. a. O., S. 36.
[9] Vgl. Tagebuchnotiz Himmlers v. 13.01.1943, in: BA Koblenz, NS 19 neu/1444; Sippenakte Darges, in: Bundesarchiv – Berlin Document Center (BDC); Döscher, Hans-Jürgen, Das Auswärtige Amt im Dritten Reich – Diplomatie im Schatten der „Endlösung“, Berlin 1987, S. 114.
[10] Hamilton, Charles, Leaders and personalities of the Third Reich, San Jose, CA 1984, S. 143.
[11] Mitcham, Samuel W., Crumbling empire: the German defeat in the East, 1944, London 2001, S. 260.
[12] Hitlers Adjudant: Von der SS zum Roten Kreuz. In: Der Stern vom 10. Dezember 2009, S. 144-152.
[13] Ebbinghaus, Angelika; Kaupen-Haas, Heidrun; Roth, Karl Heinz, Heilen und Vernichten im Mustergau Hamburg: Bevölkerungs- und Gesundheitspolitik im Dritten Reich, Hamburg 1984, S. 150.
[14] Aussage Sonnemann vom 7. Mai 1948, Verf. (53) 1/48 LG Hamburg, zitiert in: Klee, Ernst, Deutsche Medizin im Dritten Reich – Karrieren vor und nach 1945, Frankfurt 2001, S. 104.
[15] Langbein, Hermann, Im Namen des deutschen Volkes, Wien u. a. 1963, S. 173.
Literatur
Christa Schroeder: Er war mein Chef. Aus dem Nachlass der Sekretärin von Adolf Hitler. München 1985, vor allem S. 361
Weblinks
PDF bei Ritterkreuztraeger.info
Fritz Darges bei www.lexikon-der-wehrmacht.de
DER SPIEGEL 3/1961: ÄRZTE/Euthanasie/Kein Mord
www.bild.de: „Hitlers letzter Adjutant tot“
Ingo Müller: Der strafrechtliche Umgang mit der NS-Vergangenheit